Übergewicht
Auf dem Bild sind 2 gleich große Hähne Rotköpfige Papageiamadinen zu sehen. Im Bild links ein junger Hahn von 2011 fast 1 Jahr alt 18,5 g Gewicht. Rechts im Bild ein Hahn von 2009 etwa 3 Jahre alt Gewicht 14 g. Beide Tiere wurden in einer großen Freiflugvoliere 1,45 x 2,70 x 2,55 (B x L x H) im gleichen Schwarm gehalten. Die Hähne waren auch gleichermaßen aktiv in ihrer Flugbewegung in der Voliere. Der junge Hahn links hat sich am nährstofreichen Aufzuchtfutter etwas mehr bedient als der ältere Hahn rechts im Bild. Die nachfolgenden Bilder zeigen das Ergebnis dieser ungezügelten Freßlust.
Der Gesundheitscheckup
Prachtfinken haben am Bauch keine Federn. Das Gefieder mit Wasser anfeuchten und die nassen Federn zur Seite schieben. Es schadet den Vögeln nicht. Der Ernährungszustand und die Zuchttauglichkeit kann so leicht überprüft werden. Im Pappkarton kann der Vogel auch gewogen werden.
Die Bemuskelung (rotes Gewebe) auf dem Brustbein ist sehr gut. Die Muskelauflage ist sehr schön rund ausgebildet und spricht für ein ausgiebiges Flugtraining. | Der Vogel ist kerngesund hat aber erhebliches Übergewicht. Die Fettauflage (gelbliche Bereiche) am Bauch und sogar im Kehlbereich sind ernorm. Hier kann man bei 30% Übergewicht von Adipositas sprechen. Mit diesen Fettpolstern ist der Hahn auch nicht mehr in der Lage eine Henne erfolgreich zu befliegen. Ein Kontakt der Kloaken ist mit diesen Rundungen am Bauch kaum mehr möglich. Bei übergewichtigen Hähnen bleiben die Eier dann häufig unbefruchtet. |
Die Inkubation der Eigelege gelingt bei verfetteten Zuchttieren auch nur unzureichend. Bei Papageiamadinen brüten überwiegend die Weibchen. Das dicke Fettpolster wirkt als Wärmeblocker. Der Körperkontakt zu den Eiern ist mangelhaft. Die Durchblutung im Fettgewebe ist darüberhinaus deutlich geringer als im Muskelgewebe. Eine gute Durchblutung im Muskelgewebe sorgt auch für einen guten Wärmeaustausch. Die optimale Bruttemperatur von 37,5 ° C für das Eigelege wird von verfetteten Zuchtpaaren kaum noch erreicht. Häufig sterben die Embryonen im Ei bereits in der ersten Woche ab.
Der 3-jährige Hahn dagegen ist im besten Gesundheitszustand. Auch dieser Hahn hat eine gute Bemuskelung durch seine Flugaktivität. | Am Bauch unterhalb des Brustbeines kann man kaum Fett erkennen. Die Darmschlingen sind direkt unter der Haut sichtbar. |
Der junge übergewichtige Papageiamadinen Hahn muss also schnellstens abnehmen. Auf keinen Fall sollte das Grundfutter rationiert werden, dass kann leicht schief gehen.
Das nährstoffreiche und leicht verdauliche Aufzuchtfutter wird allerdings in der Ruhezeit bei Papgeiamadinen ganz weggelassen und sollte nur in der Zuchtphase gegeben werden. Das Aufzuchtfutter ist fettreich durch Öl, Pinkies und Baffolos, es sind leicht verdauliche Kohlenhydrahte durch die zermahlenen Backwaren enthalten und es hat einen hohen Proteingehalt durch den Eianteil und die Baffolos.
Zum Abnehmen braucht der Vogel Grundfutter das ballaststoffreicher ist und länger verdaut werden muss, bis die Nährstoffe (Fett, Kohlenhydrahte, Proteine) im Blut verfügbar sind. Das Grundfutter kann stärker durch Rispenhirse (verweilt länger im Kropf) und Kanariensaat (etwas eiweißreicher) angereichert werden. Plata-, Silberhirse, Rote Hirse bieten große Körner, die länger im Verdauungstrakt verweilen.
Wenn der Vogel schnell abspecken muss, wird der Zugang zum Wasser zeitlich begrenzt. Er bekommt nur Morgens und Abends für eine halbe Stunde das Trinkwasserröhrchen. Der Vogel stellt sich sehr schnell auf diesen Rhytmus ein. Die Fresslust wird durch diese drastische Maßnahme stark eingeschränkt, ohne dass es dem Vogel nachhaltig schadet. Nach etwa 14 Tagen Kur hat dieser übergewichtige Vogel das Normalgewicht erreicht.
Auf keinen Fall das Grundfutter wegnehmen. Bereits nach 4 Stunden Futterentzug sind Vögel sehr schwach, nach 12 Stunden Futterentzug mit normaler Tagesaktivität überleben es einige Vogelarten schon nicht mehr.