Prachtfinkenzucht Heibges

Weinroter Amarant

1.1 Weinroter AmarantDurch seinen herrlichen Gesang, das schöne weinrote, mit weißen Punkten besetzte Federkleid mit dunklem Kopf ist der Weinrote Amarant beliebt.
Es gibt aber leider nur wenige Züchter für diese Prachtfinkenart.
Für die Haltung in der Gemeinschaftsvoliere ist er durch sein angenehmes Wesen und das friedfertige Verhalten gegenüber artfremden Vögeln besonders gut geeignet.
Der Weinrote Amarant gehört mit seiner Größe von knapp 10 cm zu den kleineren Prachtfinkenarten. Die Geschwindigkeit, in der sich Nestlinge im Vergleich zu anderen Prachtfinkenarten entwickeln, ist ziemlich rasant. Die Küken schlüpfen schon nach 11-12 Tagen. Die Nestlingszeit ist oft schon nach weiteren 14-15 Tagen zu Ende und die Jungvögel lernen sehr schnell selbst Futter aufzunehmen. 10-14 Tage nach dem Ausflug sind die Jungvögel schon weitgehend selbstständig und betteln nicht mehr nach Futter.
Die Zucht ist trotzdem nicht ganz einfach und als Pflegling ist der Weinrote Amarant für Anfänger weniger geeignet.

 

Lagonosticta vinacea
de:
Weinroter Amarant, en: Vinaceous Firefinch, nl: wijnrode amarant, es: Pinzón Candela Rojo Morado, it: Amaranto vinaceo, da: Lys Vinamarant, fr: Amarante vineux, cs: amarant vínorudý, pl: amarantka rózowa

  

Merkmale

Art typisch

Zucht

Schwierig, höhere Anforderungen an Haltung und Fütterung. Voliere und Zuchtbox (mindestens 1 m).

Partnerwahl

sehr wählerisch, Disharmonie bei Zwangsverpaarungen häufiger, Umverpaarungen sind sehr langwierig, neu zusammengesetzte Paare schreiten erst nach vielen Monaten zur Brut

 BrutBrut an sich problemlos, Elterntiere brüten abwechselnd
 AufzuchtKontrolle notwendig, ob Nestlinge sperren und gefüttert werden, ansonsten liegen sie schnell auf dem Boden, kleinkörnige Hirse (Kolben/Borstenhirsen) füttern.
 UmfärbenJungvögel sind relativ schnell nach ca. 8-10 Wochen ausgefärbt, die Geschlechter können schon beim Absetzen bestimmt werden, Hähne haben einen dunklen Kehlfleck.
 Haltunglebhafter Vogel, schreckhaft in der Zuchtbox. Abdeckung mit Pflanzenmaterial sinnvoll.
 GruppeHähne können sehr aggressiv werden und hören nicht auf Konkurrenten der eigenen Art zu jagen, wenn sie in Brutstimmung sind. Gegenüber artfremden Volierenbewohnern sehr verträglich. Nester werden meistens relativ niedrig im 80-100 cm Bereich angelegt. In dieser Höhe brüten nur wenige Arten, weshalb es auch kaum zu Auseinandersetzungen mit artfremden Vögeln in der Voliere kommt

 

Henne Lagonosticta vinacea   Hahn Lagonosticta vinacea

0.1 junge zuchtreife Henne des Weinroten Amaranten

 

1.0 Junger zuchtreifer Hahn des Weinroten Amaranten

 

 

Revierbildung

Eine Revierbildung habe ich bei Weinroten Amaranten in der Gemeinschaftsvoliere nicht beobachten können. Bei Gefahr für die brütende Henne gibt der Hahn laute Warnrufe in kurzer Folge ab, wenn man sich dem Nest auf 2,50m nähert.
Den herrlichen und variantenreichen Gesang des Hahnes habe ich nur bei Jungvögeln vor dem ersten Nestbau gehört. Ich vermute, dass der Gesang des Hahnes der Partnersuche und später der Festigung der Bindung zwischen den Brutpaaren dient und daher unbedeutend für die Revierbildung ist.
Der Weinrote Amarant ist recht friedfertig gegenüber anderen Arten, es kommt zu keinerlei Auseinandersetzungen mit artfremden Vögeln. Das Nest muss selten gegen Eindringlinge verteidigt werden, die geringe Nestbauhöhe des Amaranten ist nicht attraktiv für andere Prachtfinkenarten.

 

Paarbildung

Die Paarbildung überlässt man den Vögeln am besten selbst. In Jugendgruppen mit 8-12 Amaranten setze ich die beiden Geschlechter blutsfremd zusammen. Sie werden in diesen Jungendgruppen schon mit jungen Granatastrilden oder Schmetterlingsfinken vergesellschaftet. Die Futterbereitstellung für alle 3 Arten kann gut miteinander kombiniert werden.
Im Verhalten passen diese Arten ebenfalls gut zusammen und alle müssen singen üben. Nach ein paar Wochen kristallisiert sich schnell heraus, welche Tiere sich unter den Weinroten Amaranten zusammengefunden haben.
Aktivitäten wie das gemeinsame Aufsuchen der Futterstelle, Kontaktsitzen in den Ruhephasen, gegenseitige Gefiederpflege und gemeinsames Baden kann man beobachten, wenn die Bindung bei einem Paar schon gefestigt ist.
Zwangsverpaarungen brauchen viele Monate bevor das Paar überhaupt einmal miteinander harmoniert und mit dem Nestbau beginnt. Anfangs gibt es auch immer wieder Streit bei zusammen gesetzten Zuchtpaaren. Wenn der Hahn zu nahe kommt wird er lautstark und mit Schnabelhieben von der Henne vertrieben. Diese Distanz umfasst den näheren 30-50 cm Umkreis der Henne. In einer Zuchtbox sollte deshalb darauf geachtet werden, dass nur harmonierende Paare zusammengesetzt werden.


Balz

Der Hahn trägt die klassische Halmbalz auf dem Boden vor. Er tanzt mit einem Stöckchen im Schnabel halbkreisförmig mit nickenden Kopfbewegungen um die Henne herum.
Gerne wird hier ein Bruchstück von der Kolbenhirse genommen. Es wird ganz am Ende im Schnabel balanciert und hoch in die Luft gehalten. Die Henne signalisiert durch Innehalten und leichte Duckstellung ihre Bereitschaft. Kurz darauf kommt es zur Begattung durch den Hahn.

 

Nestbau

Der Hahn baut das Nest überwiegend allein aus Kokosfasern. Halbkästen, in der richtigen Höhe angebracht, werden auch schon mal angenommen.
Bei jungen Paaren ist das erste frei gebaute Nest bautechnisch oft eine Katastrophe. Es sind häufig nur wenige Halme als Nestboden vorhanden, die keinen Halt bieten. Die ersten Eier rollen bei einem erneuten Anflug des Nistplatzes aus dem Nest und werden zerstört. Die nachfolgenden Nester werden dann mit mehr Übung immer besser gebaut, sie werden aber genauso miserabel angefangen.
Die ersten Halme werden vom Hahn als Nestboden gelegt. Die Henne sitzt oft schon auf diesem Plateau und legt das erste Ei. Der Hahn baut um die legende Henne herum die Nestkugel innerhalb von 2-3 Tagen fertig. Diese Nestkugeln werden in einer Höhe von 80 bis 120 cm gebaut. Die Nester sind nach vorne offen einsehbar und besitzen keine Eingangsröhre wie z.B. bei Orangebäckchen üblich. Innen wird das Nest dürftig mit Dunenfedern ausgepolstert.

 

 

Nestkugel im Bambus in ca. 80 cm Höhe  Die Henne sitzt im Nest und brütet

 

ein Halbnistkasten wurde bezogen auch hier sitzt die Henne im Nest und brütet

 

 schlampig gebautes Erstlingsnest der Hahn brütet 

 

Eiablage

Meine Zuchtpaare haben immer nur 4 Eier gelegt. Die weißen Eier sind fast gleichmäßig rund und wiegen etwa 0,8-0,9 g.
Die Eiablage der Hennen war vorwiegend am frühen Nachmittag zu beobachten. Dies könnte auch eine Reaktion auf meine kontinuierlichen Besuche am Morgen zurückzuführen sein.
Morgens um 8:00 versorge ich die Vögel in den Volieren mit Aufzuchtfutter, Keimfutter und halbreifer Hirse, die Volieren werden dabei betreten. Wenn die Amaranten mit der Brut begonnen haben, lassen sie sich allerdings durch diese Arbeiten kaum noch stören. Das Licht wird schon um 7:00 im Zuchtraum eingeschaltet und geht um 22:30 Uhr aus.

Brut

Es ist wieder der Hahn, der mit der Brut ab dem 2. oder 3. Ei anfängt. Solange die Henne noch Eier legt, sind dann auch schon mal beide Vögel tagsüber im Nest.
Ab dem 4. Ei wird im Wechsel das Gelege von beiden Geschlechtern gebrütet. Schichtwechsel ist oft zur gleichen Tageszeit. In den ersten Bruttagen gibt der Hahn noch Alarmrufe ab, wenn die Henne im Nest sitzt.
Ab 3. Tag werden Störungen problemlos toleriert, wenn die Voliere betreten wird. Der brütende Vogel schaut nur leicht nach vorne gebeugt aus dem Nest, was in der Voliere vor sich geht. Die Eier werden nur verlassen bei direkter Kontrolle des Nestes. Sobald man die Tür der Voliere wieder hinter sich schließt, wird das Nest unmittelbar danach wieder aufgesucht.